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Patagonien Kreuzfahrt mit Australis

Liebe Frau Román,

herzlichen Dank für die Organisation unserer Patagonien Kreuzfahrt mit Australis – der Teil unserer Reise, auf den wir uns ganz besonders freuten! Hat alles super geklappt! Hier unser kleiner Reisebericht 😉 :

Ab 17:00 Uhr konnten wir an Bord gehen. Der erste Eindruck des Schiffes ist sensationell. Grosszügige Kabinen mit sehr guten Betten und viel Stauraum. Ein sehr gutes Bad mit ausgezeichneter Dusche. Um 18:15 Uhr versammelten wir uns alle im Salon Sky auf dem 4.Deck. Vorstellung der Schiffsbesatzung und des Expeditionsteams. Auf den Tischen standen feine Häppchen und dazu gab es wahlweise, Sekt, Pisco Saur oder einige andere Getränke. Um 18:30 gab es Sicherheitshinweise und Informationen zum Leben an Bord. Anschliessend einen Vortrag zu Kap Horn. Gegen 19:30 legte das Schiff in Ushuaia ab – um 20:00 gab es Abendessen. Extrem leckeres Essen!

Leider haben wir gestern auch erfahren, dass das Schiff (Via Australis) im Dezember an eine amerikanische Agentur verkauft worden ist und dies seine letzte Fahrt in diesen Gewässern ist. Danach wird das Schiff in Valparaiso remodeliert und geht dann als National Geographic Endeavor II nach Galapagos. So schade!

Bei Sonnenaufgang am nächsten Tag erreichten wir die entfernte Inselgruppe, zu der auch der Nationalpark Kap Horn zählt. Das mystische, 1616 entdeckte Kap Hoorn ist ein 425m hoher, was senkrechter Felsabbruch mit Blick auf die Drakes Passage. Um 07:20 Uhr hiess es gut bekleidet im Salon Sky zu erscheinen, um an Land zu gehen. Die Wetterverhältnisse waren uns gnädig gesonnen, das Meer war relativ ruhig, so dass wir mit den Zodiaks an Land übersetzen konnten. Während wir auf der Insel waren dreht der Wind und frischte auf – die Rückfahrt war dann schon etwas holpriger. Auf der Insel lebt jeweils von Dezember bis Dezember für 1 Jahr ein Leuchtturmwärter der chilenischen Marine mit seiner Familie ganz allein und ununterbrochen. Diese Woche kommen die letzten Kreuzfahrtpassagiere dieser Saison vorbei – danach sehen sie keine Seele mehr bis zum Start der nächsten Kreuzfahrtsaison im September. Aber sie haben sich freiwillig gemeldet – mit zwei Kindern von 6 und 10 Jahren. Gerade die Kinder wollten das, weil ihr Vater vorher viel auf See unterwegs war und sie ihn endlich mal für sich haben wollten. Die Kinder werden mit Hilfe des Internets anhand spezieller Lehrprogramme der chilenischen Marine von der Mutter unterrichtet. Bis jetzt waren noch alle guten Mutes – aber nun kommt der kalte lange einsame Winter…

Dann gegen 09:30 gab es Frühstück – ein ungemein reichhaltiges und leckeres Buffet. Anschliessend Informationen zum nächsten Landgang sowie ein interessanter Vortrag über Feuerland und seine Ureinwohner.

Derweil befanden wir uns auf dem Rückweg durch die Nassau-Bucht mit dem Ziel Wulaia Bucht. Unterwegs um 15:00 Uhr am Nachmittag sahen wir einen super interessanten Dokumentarfilm mit Originalaufnahmen (sowohl bewegter Bilder aus auch Fotos) des Expeditionsfotographen über die Expedition von Ernest Shackleton, der es schaffte, seine gesamte Besatzung von 27 Mann lebend aus einer ausweglosen Situation zu bringen, nachdem sein Schiff zunächst einen Winter lang im Eis feststeckte und anschliessend von Eis zerstört wurde.

Um 17:00 Uhr dann gingen wir an Land in der malerischen Wulaia Bucht, wo früher die Yamana-Ureinwohner eine ihrer grössten Siedlungen hatten. Die Bucht wurde von Charles Darwin beschrieben und von Fitz Roy in den 1830 Jahren gemalt. Ausschliesslich die Kreuzfahrtagentur Australis hat eine Consession hier an Land zu gehen. Nach einem recht steilen Aufstieg (Laufzeit ca. 4 min, aber davon nur die Hälfte Aufstieg) wurden wir mit einer sensationellen Aussicht belohnt. Zurück am Ufer gab es dann heisse Schokolade mit Whisky – eine köstliche Mischung.

Am nächsten Tag ging es zum Pia Gletscher und Garibaldi Gletscher. Unsere Expedition durch die südlichen Kanäle führte uns durch die Fjorde und Gletscher, die sich in der Nähe des Nordwestarms des Beagle Kanals befinden. Die Einfahrt in den Fjord war einzigartig, aber leider waren wir gerade am Frühstück essen und konnten das Panorama so nur an den Fenstern vorbei ziehen sehen. Um 09:00 Uhr ging es dann an Land – zunächst mit Wolken und Regen.  Doch das Wetter klarte zunehmend auf, und so gehörten wir zu den sehr wenigen Glücklichen, die den Pia-Gletscher bei Sonnenlicht bewundern durften, denn Sonne gibt es hier nur sehr selten. Die eindrucksvolle Gletscherzunge schiebt sich von der Gebirgskette bis ins Meer hinunter. Wir besuchten 2 Aussichtspunkte – einen oben und einen unten und wurden Zeugen eines eindrucksvollen Gletscherabbruchs, der eine ordentliche Welle auslöste – leider war die Kamera nicht in Position. Später gelang es dann einen zweiten Abbruch zu filmen, aber deutlich kleiner und weniger spektakulär. Der Pia-Gletscher hat eine Gletscherkante von 250m Höhe. Am Nachmittag fuhren wir in den Garibaldi Fjord und näherten uns auch hier dem Gletscher, diesmal aber nur mir dem Schiff, nicht im Zodiak. Um 18:45 gab es dann noch einen interessanten Vortrag über die Geschichte der Magellanstrasse sowie die Geschichte der spanischen, portugiesischen und englischen Entdecker und Forscher.

Die Nacht war sehr unruhig – wir verliessen die geschützten Kanäle und überquerten für ein paar Stunden den Offenen Südpazifik – es war eine ziemlich bewegende Aktion – das Schiff wurde von den Wellen hin und hergeschmissen, ab und an krachte es bedenklich. Der Schlaf wollte sich erst um 5:30/6:00 am Morgen einstellen, als wir endlich in den Cockburn Kanal  einfuhren und das Wasser sich beruhigte.  Beim Frühstück durchkreuzten wir den Chico-Sund – allerdings ist das Wetter hier immer grau, neblig und es schneit. Es gibt wohl nur sehr seltene Ausnahmen. So hielt sich die Aussicht in Grenzen. Nach dem Frühstück hiess es dann, alles anziehen, was sich finden liess für eine Stunde auf dem Zodiak bei Schneeregen für eine Fahrt in den Alacalufe-Fjord zum wunderschönen blauen Piloto-Gletscher.  Die Temperatur bewegte zwischen 3-0°C. Trotz des schlechten Wetters war es ein tolles Erlebnis und die Kälte dank guter Kleidung aushaltbar.  Kaum wieder auf dem Schiff angekommen, wurde wir sofort mit heisser Schokolade mit Whisky begrüsst – ein Drink, an den man sich gewöhnen kann.

Um 12:00 Uhr mittags gab es dann einen sehr informativen und interessanten Vortrag über Chile, so dass wir bestens informiert waren über vieles, was uns noch erwartete.

Am Nachmittag ging es dann in den Agostini-Fjord – benannt nach einem italienischen salesianischen Priester, der unter den Ureinwohnern der Region in der ersten Hälfte des 20.Jh. lebte und Glaubensarbeit leistete. Der Sangostini-Fjord ist von zahlreichen Gletschern und schroffen Gipfeln umgeben. Als nachmittäglicher Küstenausflug stand der Àguila Gletscher auf dem Programm, der sich aus einer angenehm ruhenden Lagune erhebt und von Urwald umgeben ist. Wir umrandeten zu Fuss die Lagune zur Hälfte bis in unmittelbare Nähe der gefrorenen Gletscherfassade. Hoch in den Lüften zogen 3 Kondore ihre Kreise und auch ein Königsfischer liess sich auf einem Ast über unseren Köpfen nieder.

Nun ging es weiter entlang der Westküste Feuerlands in verschlungenen Kanälen, deren unumstrittene Schönheit und Einsamkeit daran erinnern, dass es auch heute noch grossartige Gebiete gibt, die als unerforscht gelten und mit einzigartiger natürlicher Geschichte aufwarten.

Ein tolles Erlebnis, vielen herzlichen Dank!
Susana & René (April 2016)